C. Laszlo Leben & Wirken

Carl Laszlo
Ein Leben in Stationen
STATIONEN
Carl Laszlo (László Károly) wird am 16. Juli 1923 in Pécs/Fünfkirchen, Ungarn, geboren. Nach der Besetzung Ungarns durch Nazi-Deutschland folgt am 19. März 1944 die «Operation Margarethe». Von den 825.000 Ungarn jüdischen Glaubens werden innerhalb von zwei Monaten 437.402 Menschen nach Auschwitz deportiert. Bis zum Kriegsende fallen etwa 565.000 Frauen, Männer und Kinder dieser Bevölkerungsgruppe, sowie zehntausende Sinti und Roma dem Vernichtungsfeldzug zum Opfer. Carl Laszlo mit seinen Eltern Leo und Rosa Laszlo und seine 53 Familienangehörigen gehören zu den Deportierten. Die Einreisebewilligung durch einen Basler Geschäftspartner erreicht die Familie Laszlo nicht mehr rechtzeitig.
Carl Laszlo überlebt als Einziger seiner Familie die Deportation; er wird im Mai 1945 von der russischen Armee aus Theresienstadt befreit. Er wiegt noch 39 kg. Im Herbst 1945 kehrt er 22jährig nach Pécs zurück. Dort stellt er fest, dass der Besitz seiner Familie entwendet worden ist. Der Stalinismus steht in Ungarn bevor und er beschließt, zu seiner Schwester Sophie in die Schweiz nach Basel zu ziehen; sie hatte sich kurz vor Beginn der Deportation durch Bestechung eines Gestapobeamten retten können.
studium – schicksalsanalyse – einbürgerung – publikationen
Basel 1945. Carl Laszlo studiert Medizin. Die Fremdenpolizei fordert ihn wiederholt auf, sich um eine Weiterreise zu bemühen. Ab 1946 darf er, der Staatenlose, in Europa reisen. Gegenüber der Fremdenpolizei behauptet er, er bereite seine Auswanderung nach den USA vor. 1953 wechselt Carl Laszlo das Studienfach und schreibt sich im Fachbereich Psychologie ein. Er veröffentlicht psychoanalytische Studien und verfasst Theaterstücke. Mit finanzieller Unterstützung seiner Schwester nimmt er Lehrstunden bei dem Psychoanalytiker Leopold Szondi in Zürich, dem Begründer der Schicksalsanalyse. 1955 berichtet er in dem Buch »Ferien am Waldsee« von seinen Erlebnissen in deutschen Konzentrationslagern als eines der ersten schriftlichen Zeugnisse eines Überlebenden. Im selben Jahr beantragt Carl Laszlo erfolglos bei der Fremdenpolizei die Niederlassung – „eine sinnvolle Zukunft“ sei für ihn „allein im humanistischen Basel“ vorstellbar. 1956 erhält Carl Laszlo doch die Niederlassungsbewilligung, ein Polizeibericht hält „menschliche Gründe“ für angebracht. Er muss eine Kaution hinterlegen und bleibt weiterhin staatenlos. Für seine häufigen Reisen ins Ausland muss Carl Laszlo jährlich seinen «Schweizer Pass für Ausländer» erneuern. Im Mai 1967 stellt er mit namhafter Unterstützung aus Kultur und Politik einen Antrag auf Einbürgerung. Der Regierungsrat bestätigt Carl Laszlo am 11. März 1968 als Basler Bürger und würdigt seine Verdienste für die Stadt.
jugendstil – kunstsammlung – zuhause
Ende der 50er Jahre entwickelt sich Carl Laszlo zu einem der bedeutendsten Sammler, Publizisten und Förderer der Kunst der Moderne. Er lebt in Basel in einem Jugendstilhaus, das als Geschichts-, Lebens- und Kunstort über die Jahre zu einem privaten Museum Moderner und Zeitgenössischer Kunst transformiert und Treffpunkt ist für Kunstschaffende, Intellektuelle und Protagonisten der internationalen Kunstszene. Er finanziert seine Kunstsammlung durch den Verkauf von Jugendstilobjekten, die er nach dem Krieg günstig erwirbt. 1962 eröffnet Carl Laszlo eine Galerie in Basel. Er beginnt Kunst-Editionen für ein breiteres Publikum (u.a. „LA LUNE EN RODAGE I-III, Das kleine Museum I“) aufzulegen. Der Künstler Hans Arp bringt ihn auf diesen Gedanken, um die wachsenden Schulden für den Druck der Publikationen bezahlen zu können.
Carl Laszlo unterstützt regelmäßig Kunstschaffende. Unter anderem verhilft er Lajos Kassák (mit besonderer Unterstützung auch von Victor Vasarely) in den 1960er Jahren in West-Europa zu neuer Aufmerksamkeit. Da Kassák wegen Restriktionen nur unter Schwierigkeiten das Land verlassen darf, schmuggelt Carl Laszlo Aufkleber mit Kassáks Unterschrift in die Schweiz, wo er diese für seine Druckeditionen verwendet.
Von 1958 bis 1977 gibt Carl Laszlo u.a. dreizehn Ausgaben der Kunst-Zeitschrift PANDERMA heraus. Diese bietet der Kunst der Avantgarde nach 1945 mit Texten und Beilagen eine wichtige Plattform. Dort präsentieren sich auch bereits fast vergessene Künstlerinnen und Künstler (u.a. Arp, Beöthy-Steiner) der Vorkriegsjahre sowie noch wenig bekannte aufstrebende Talente der Kunstszene (Vasarely, Hundertwasser etc.). 1982 gründet er die Kunstzeitschrift »Radar. Die Zeitschrift zwischen Basel und New York« (sechs Ausgaben).
museum – geburtstag – tod
Seit den frühen 90er Jahren verfolgt Carl Laszlo das Ziel, ungarische Kunst »zurück« nach Ungarn zu bringen. Dafür sucht er über viele Jahre nach einem Ort für seine ungarische Sammlung. Sein Vorhaben realisiert er schließlich 2006 in einem Museum im Dubniczay Palastin in Veszprém/Ungarn mit ca. 200 seiner Werke. Auf sein hohes Alter an seinem 90. Geburtstag 2013 angesprochen merkt er lakonisch an:
„Wer das KZ überlebt, hat keine Veranlagung zum Sterben."
Carl Laszlo stirbt am 08. November 2013 in Basel.
Die Sammlung als Dauerleihgabe im Museum in Veszprém besteht bis nach seinem Tod und wird danach aufgelöst. Am 08. April 2016 wird ein großer Teil seiner Sammlung im Auktionshaus Hampel versteigert.
Carl Laszlos Villa in Basel als «home art museum» mit fast 15.000 Ausstellungsstücken ist nicht geblieben.
(Quellen: u.a Ausstellungsdossier Lea Gross Basel 2017.)